Wie man auch ohne Pole zu Hause tänzerisch kreativ sein kann
Die letzten Wochen haben uns alle vor ganz schön große Herausforderungen gestellt. Nicht nur beruflich, sondern auch privat steht mit einem Mal alles Kopf. Das gilt natürlich auch für das Training. Insbesondere, wenn man sonst vor allem in seinem Pole-Home jederzeit einen Kurs buchen kann, um den Kopf einmal auszuschalten und dem Alltag zu entfliehen – und nun sitzen wir zu Hause, zu Hause ist nun der Alltag. Anita möchte dir heute von ihren Erlebnissen erzählen, die sie in einem zu Hause ohne Pole gemacht hat:
- Ich habe festgestellt, dass ich am Anfang nicht direkt kreativ nach Möglichkeiten gesucht habe, mich zu bewegen. Ich habe vor allem Kräftigungsübungen gemacht, die ich schon kannte, Handstände an der Wand geübt und mich gedehnt.
- Ich habe bemerkt, dass lustige Instagram-Challenges zwar Spaß machen, aber ich glaube, dass meine Nachbarn mich jetzt für die Heel-Clacks und Stock-Aufprall-Geräusche am frühen Abend hassen. 😀
- Online-Classes sind cooler als ich dachte: Sie haben meine Hemmschwelle an Kursen teilzunehmen, in die ich mich sonst nicht so traue, minimiert (Exotic-Pole, Striptease etc.) und mich näher an interessante Menschen herangebracht, deren Kurse ich auf Grund von Entfernungen sonst nicht besuchen könnte.
- Die Not macht nach ein paar Tagen Stubenkoller eben doch erfinderisch: Ich habe mir in meiner Wohnung Freiraum geschaffen, um meine Kreativität und Bewegungsexperimente besser ausleben zu können.
- Meine Wohnung lädt mich ein, meinen Ansatz zum freien Tanzen neu zu denken. Auch wenn ich mich an der Pole oft frei bewege, mich an der Musik und meinem Körpergefühl des Tages orientiere, stelle ich in letzter Zeit oft fest, dass ich trotzdem in den gleichen Bewegungsmustern tanze. Das liegt daran, dass meine Tanzumgebung oft die Gleiche ist: Ein heller Raum, viele Poles und ich, die ich mich vor allem auf den Boden und die Pole fokussiere. Das geht zu Hause aber nicht. Ich muss den Raum neu entdecken und erforschen. Die Winkel überprüfen, die Stabilität der Gegenstände testen und erst mal Spiegel aufstellen. 😀
Ich möchte dich daher einladen, ein kleines Freestyle-Experiment mit mir auszuprobieren, um auch dein Zuhause besser zu entdecken. Schaffe dir in deiner Wohnung etwas mehr Platz. Miste aus, was nicht wichtig ist oder dich sowieso schon seit Längerem nervt. Für mich hat sich so eine neue freie Wand ergeben, welche mich zu diesem Experiment motiviert hat. @yvonnesmink, hat mich bei der Entwicklung des Konzeptes besonders inspiriert. Yvonne, welche bereits Cover-Girl des Pole Art Magazine war, hat einen wundervollen Wall-Flow auf Instagram gepostet, den man auch erst mal ausprobieren kann, um sich in die Thematik einzufühlen.
Wenn du dir deinen Freiraum geschaffen hast, verschaffe deinem Zimmer eine schöne Atmosphäre, zum Beispiel mit Kerzen oder einer Lichterkette. Stell dein Handy in den Nicht-Stören-Modus, damit keine Nachrichten aufpoppen, während du die Musik einstellst. Setz dich in Ruhe auf den Boden… nein, nicht auf eine Yoga-Matte! Dein Po soll spüren, dass du in einer neuen Umgebung bist. Schließe die Augen und zähle im Kopf bis 30. Wenn du bei der Zahl 30 angekommen bist, schalte das erste Lied an, an das du in dieser Sekunde denkst. Wenn dir kein Lied einfällt, dann wähle das Lied was du als drittletztes in deiner YouTube-/ Spotify-App gesucht hast. Nimm dir einige Atemzüge Zeit, um dich erst einmal in das Lied einzufühlen. Überlege dir, welche drei Moves an der Pole total gut zu diesem Lied passen würden. Lege dich nun auf deinen Rücken, deine Arme und Beine nah an deinen Körper und überlege, während die Musik im Hintergrund läuft, wie du den Move an der Pole umsetzen könntest:
Wo stehst du an der Pole? Welchen Griff verwendest du? Kletterst du nach oben, oder startest du den Move vom Boden? Wie bewegst du dich kopfüber, d.h. gehst du über einen Invert oder Shouldermount in die Figur, oder bewegst du dich gar nicht erst in eine Inversion? Sind deine Füße gestreckt? Wie sehen deine Hände aus beim Umgreifen und schließlich: Wie soll dein Trick am Ende aussehen? Probiere die Bewegungen ruhig erst einmal im Liegen aus. Wenn du dir diese Fragen (und vielleicht noch viele mehr, die für dich persönlich dazu gehören, einen Trick auszuführen) beantwortet hast, solltest du dir dein Telefon schnappen und das Lied noch einmal von vorn beginnen lassen.
Nimm dir wieder ein paar Atemzüge Zeit, bis du dich in das Lied eingefühlt hast. Starte dann, dich ganz langsam in die Musik hineinzubewegen. Das heißt, dass du für dich herausfindest, bei welchen Tonlagen oder Lautstärken, welche Bewegung für dich Sinn macht. Beispielsweise könntest du bei leisen Geräuschen deine Handbewegungen, die du für den Pole-Trick brauchst zeigen, bei langsamen Strophen deine Fußbewegungen darstellen, sie variieren und größer werden lassen – deiner Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Doch wie sollst nun den gewählten Trick umsetzen? Du hast dir ja schon deine freie Fläche geschaffen und sie analysiert. Ich habe mich in meine neue freie Wand in meinem Zimmer verliebt. Die kleine Ecke zwischen Wand und Tür gibt mir die meiste Sicherheit und Freiraum, um meine Ideen umzusetzen. Nachdem also Hand- und Fußbewegungen formuliert sind, kannst du dich auf diese Ecke hinbewegen. Hier kannst du probieren, schließlich in einer Abfolge die einzelnen Bewegungen, die du für den Trick benötigst, noch mal darzustellen und den ersten Move deiner Wahl zu performen. Ich empfehle dir, den Move mehrfach auszuprobieren. So kannst du verschiedene Variationen entdecken und aus deiner Bewegung kann klarer hervorgehen, was du zeigen willst. Im Anschluss kannst du dich von deinem Lieblingsort wieder wegbewegen, als würdest du dich von deiner Pole entfernen, um als nächstes deinen zweiten Trick aufzubauen: Erst weiter weg von deiner Fläche, dann wieder an deinem Lieblingsort, um dich dann wieder zu entfernen und den dritten Trick zu performen.
Du wirst bemerken, dass es gar nicht so einfach ist, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen und die Balance zu halten. Außerdem ist es echte Denkarbeit, mit den Tricks herumzuexperimentieren. Wenn die Musik zwischendurch wechselt, lass sie erst einmal laufen, bis du einen Durchgang, also alle ausgewählten Tricks, geschafft hast. Dann starte sie noch mal von vorn und probiere deine Abfolge noch einmal zu tanzen. Es ist nicht schlimm, wenn sich deine Bewegungen der verschiedenen Runden unterscheiden. Probiere, dich nach und nach nicht nur auf deine Hände und Füße zu konzentrieren, sondern auch auf deinen Kopf: wie ist er positioniert? Solltest du vielleicht einen Hair Flip einbauen? Bist du präsent in der Bewegung? Wohin geht dein Blick?
https://www.instagram.com/p/B-hXkOuBZDq/?utm_source=ig_web_button_share_sheet
Gehe deine Abfolge ruhig mehrmals durch. Filme dich gern dabei, nicht nur, um uns unter deinem Post zu verlinken (@ariaarte_poledancehalle & @anita_ariaarte), sondern auch, um dir eine Gedankenstütze zu bauen. Denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass solche Off-Pole entwickelten Freestyle-Choreos am Ende eine tolle Inspiration sein können, um daraus eine On-Pole-Choreo zu entwickeln. Du kannst deine Choreo beim nächsten Freaky Friday oder freien Training, aber auch an deiner Pole zu Hause ausprobieren. Achte dabei darauf, dass du den Fokus auf deinem Off-Pole Freestyle behältst und die eigentlichen Pole-Tricks nur vereinzelt einbaust, um nicht direkt wieder in „alte Tanzmuster“ zu verfallen.
Ich freue mich schon, bald eure Ergebnisse zu sehen.
Eure Anita 💜
Foto: @movingonnowmovingfast