Wie man seine eigenen Stärken findet – und mit seinen Schwächen umgehen kann
Es gibt eine Sache, die wir alle gemeinsam haben. Wir alle lieben Luftsportarten! Egal ob Poledance, Aerial Hoop oder Silk – wir freuen uns über spannende Kurse, abwechslungsreiche Tricks, vielseitige Choreografien und neue Erfolge. Es gibt uns ein unglaublich gutes Gefühl, wenn man etwas Neues lernt und es dann auch ziemlich schnell oder sogar auf Anhieb klappt. Voller Glückshormone läuft man dann nach Hause, erzählt seinen Liebsten, was man heute geschafft hat oder teilt stolz das ein oder andere Foto auf Instagram. Man kann die nächste Kurseinheit und die darauffolgenden Herausforderungen und Erfolge voller Enthusiasmus kaum erwarten. Doch es nicht immer so. Die eine oder andere kennt es vielleicht: Es gibt auch Tage, an denen man nicht so zufrieden in den Feierabend geht; Kurse, in denen einfach nichts funktionieren will. Kommt das öfter vor, fühlt man sich schnell niedergeschlagen und demotiviert.
Eure Trainerin Fritzi hat selbst diese Erfahrungen gemacht und für sich eine Lösung gefunden, mit derartigen negativen Emotionen umzugehen:
Ich würde mich als einen sehr ehrgeizigen Menschen bezeichnen. Als ich mit Pole Dance angefangen habe, war ich sofort Feuer und Flamme. Es gab immer wieder neue Herausforderungen, denen man sich stellen konnte. Ziele, die es zu erreichen gab. Anfangs lief es wie am Schnürchen. Die meisten neuen Moves klappten sofort und ich konnte aus jeder Stunde mit einem Erfolg herausgehen. Das war mir damals sehr wichtig. Obwohl ich den Sport liebe, brauchte ich diese Motivation, um mich noch weiter anzutreiben. Doch irgendwann kamen dann immer mehr Stunden, die mich eher demotivierten. Kurse, in denen ich gefühlt überhaupt nichts erreicht habe. In denen ein Blick nach rechts und links nur Selbstzweifel hervorrief. Alle schienen die neuen Elemente instinktiv zu meistern – nur ich nicht. Ich wollte herausfinden, warum das so war. Warum manche Stunden super waren und mich total pushten und andere genau das Gegenteil taten. Schnell wurde mir klar, dass es nicht an bestimmten Moves, sondern einzelnen Fähigkeiten lag, in denen ich Defizite habe: Flexibilität, Koordination und Handstände. Sobald die neue Figur auch nur irgendwas mit Spagat oder einer guten Rückendehnung zu tun hatte, warf ich am liebsten sofort das Handtuch. Jade Split? Wohl eher „Jade V“! Cocoon? Niemals! Eine andere große Hürde für mich stellten Floorwork und Choreografien dar. Egal, was die Aufgabe war, ich war stets verwirrt und fing immer mit dem falschen Bein an oder hatte anders gegriffen. Komplettes Koordinationschaos. Natürlich nicht mal ansatzweise elegant. Dann gab es noch einen weiteren Erzfeind: Handstände. Da ich in der Schule immer super unsportlich war, habe ich ihn einfach nicht gelernt und war auch überzeugt davon, dass sich das jetzt nicht mehr ändern würde.Obgleich mich diese Bereiche des Pole Sports runterzogen, weigerte ich mich irgendwann, mich davon demotivieren zu lassen. Stattdessen wollte ich herausfinden, warum bestimmte Stunden besonders gut liefen und so meine Stärken entdecken. Etwas, worauf ich mich fast immer verlassen konnte, war meine Kraft. Sobald ich die richtige Technik beherrschte, waren Kraftmoves kein Problem. Manchmal gelingen die Dinge jedoch nicht sofort, da ich es oft sehr eilig habe und die Figuren dann schnell, aber nicht akkurat ausführe. Meine Kolleginnen necken mich dann liebevoll damit, dass ich es doch noch mal langsamer probieren sollte oder ich vielleicht mal einen Kurs im „Speedy Pole“ anbieten könnte. Obwohl meine Geschwindigkeit manchmal schädlich ist, ist mir dadurch noch eine weitere Stärke zuteil geworden: Schnelle Transitions oder Kombinationen mehrerer Figuren, bei denen man sich von der Decke bis zum Boden die Pole hinunterbewegt, stellen kein Problem dar. Hinzu kommt eine letzte Eigenschaft, die mir so in meinem Alltag sonst eher selten begegnet: Mut. Ich habe keine Angst vor neuen Tricks – auch wenn es heißt, dass man sich dabei kopfüber die Pole hinunterstürzen lässt oder die Haut in Mitleidenschaft gezogen wird. Ich liebe Drops und andere spektakuläre Kombis – egal ob an der Pole, am Hoop oder an den Silks.
Es hat mir sehr geholfen, mich meiner Stärken und Schwächen bewusst zu machen. Durch meine Stärken habe ich für mich einen eigenen Stil zu tanzen entdeckt, den ich jetzt weiter ausbauen möchte. Doch auch an meinen Schwächen möchte ich gezielt weiterarbeiten: Ich drücke mich nicht mehr vor Floorwork und stretche mich fast täglich. Außerdem habe mich bereits jetzt für das nächste Aerial & Dance Camp zum Handstandworkshop angemeldet.Ich glaube, man kann Pole Dance und die anderen Luftsportarten mit klassischer Kunst vergleichen. Es gibt tausend verschiedene Arten, zu malen und zu zeichnen. Aquarell, auf Öl, mit Kreide, Pinsel oder Bleistift. Jeder Künstler hat seinen eigenen Stil, den er auch erst entdecken musste. Ein Stil, der ihn einzigartig macht. Egal, ob du beim Sport besonders stark, beweglich, elegant oder sexy bist – alles, was du tust, ist Kunst.
Eure Fritzi 💜