Um eine schöne Choreo zu erstellen, braucht es nicht immer einen Grund.
Unsere Shownights bieten dafür aber einen wunderbaren 😉
Unser Show- und Wettkampfgirl Sandra gibt dir Einblicke, wie sie an Choreos rangeht:
Manchmal passiert es, dass ich ein Lied höre und direkt Lust habe, zu tanzen. In meinem Kopf sehe ich dann die Bewegungen dazu. Das sind oft ganz konkrete Figuren, manchmal aber auch eine bestimmte Art von Bewegungen wie beispielsweise Drops, langsame Bewegungen oder schnelle. Ich schreibe mir das dann so detailliert wie möglich auf, damit ich es nicht vergesse.
Wenn ein Lied mich richtig “catcht”, dann höre ich es meist in Dauerschleife. Dadurch bekomme ich ein wunderbares Gespür für das Lied, wie es aufgebaut ist, welche Botschaft es vermittelt, welche Gefühle es ausdrückt oder was es in mir auslöst. Ist das Ganze für einen Wettkampf, dann analysiere ich das Lied bis ins Detail. Wie ist der Verlauf des Liedes, wo sind die Höhepunkte/ Tiefpunkte und wiederkehrende Elemente, welche Geschichte erzählt der Text, welche besonderen Passagen gibt es…? Das Lied welches du dir auswählst, solltest du also lange hören können, denn du wirst es oft hören 😉
Du brauchst für eine gute Choreo keine Geschichte, die kann jedoch hilfreich sein, bei der Kostümwahl, beim Ausdruck, bei der Auswahl der Moves…
Geht es um Shows oder Wettkampf-Choreos, habe ich meistens schon einen groben Plan für meine Choreo auf Papier erstellt, bevor ich überhaupt anfange, mich zu bewegen. Dann steht der Stil, die Grundstimmung, der Verlauf oder die Geschichte, eine grobe oder konkrete Vorstellung wie das passende Outfit dazu aussieht… Je mehr fest steht, desto leichter geht es dann voran.
Wenn ich dann im Studio bin, mache ich das Lied an und gehe mit der Musik, lasse mich von ihr leiten. Manchmal lasse ich das ganze Lied einfach mehrmals durchlaufen und freestyle dazu – da stellt sich oft schon heraus, welche Bewegungen ich an welchen Stellen mag. Mit dem Video kann ich dann gezielt schauen, welche der Varianten besser aussieht. Was ich allerdings bei allen Single-Wettkampfroutinen und den meisten Shows gemacht habe, ist, von Anfang an das Lied wirklich zu fühlen und zu tanzen. Zum Anfang des Liedes habe ich oft ein konkretes Bild im Kopf, damit fange ich an und dann gehe ich von dort von Move zu Move. Hänge ich fest, versuche ich genau diese Stelle zu lösen. Selten überspringe ich die Stelle und mache woanders weiter. Oft ergibt sich aus dem vorherigen Move oder dem nächsten ein möglicher Übergang oder eine Idee, wie es weiter geht. Dabei versuche ich, besonders auf Moves zu setzen, die schon sitzen oder die in der mir verfügbaren Zeit schön erlernbar sind.
Die Regeln von Wettkämpfen machen es teils leichter, teils schwerer eine Choreo zu erstellen: Zum einen können sie einschränken, zum anderen wird die Choreo abwechslungsreicher, wenn ich beispielsweise gezwungen bin, Spins, Kraft- & verschiedene Flexyelemente mit einzubauen. Sich auf seine eigenen Stärken und Vorlieben zu konzentrieren ist natürlich wichtig, aber gehe ich von einem Frontsplit in den nächsten, kann das ziemlich schnell langweilig für den Zuschauer werden. Ähnlich verhält es sich mit einem gleichbleibendem Tempo, auch da ist Abwechslung die beste Wahl.
Bei den meisten Pole-Wettkämpfen gilt außerdem noch, dass man sowohl an der Static als auch an der Spinning Pole sein muss – das bringt Bewegung in eine Choreo. Außerdem bietet der Wechsel die Gelegenheit für Floorwork oder einen Tanzpart. All das sind Punkte, die sich natürlich auch in jeder anderen Choreo gut machen.
Sobald die Moves stehen, heißt es dann üben, üben, üben. Je weniger Gedanken du dir darum machen musst, was als nächstes kommt, desto mehr kannst du dich auf Feinheiten konzentrieren: Was machen deine Arme an der Stelle, wie ist mein Ausdruck etc. Außerdem hat es den Vorteil, dass du dir keine Gedanken um Blackouts machen musst. Freestyle ist übrigens die beste Vorbereitung für solche Fälle, denn auf der Bühne kannst du ja nicht einfach aufhören: The Show Must Go On. Ich wurde vor dem Pole Theatre Ireland gefragt, ob ich nicht Angst habe, auf der Bühne meine Choreo zu vergessen. Obwohl ich bei Auftritten schon Blackouts hatte, kam es mir in dem konkreten Fall tatsächlich nicht in den Sinn, denn ich wusste genau, an welcher Stelle des Liedes welcher Move kam. Hätte ich etwas vergessen, hätte ich improvisiert und bei der nächsten Textstelle wieder eingesetzt. Das hat mich sehr beruhigt. Ich gehe die Choreos tatsächlich auch oft im Kopf durch: Zuerst trocken, dann zum Lied – auch das gibt Sicherheit.
Ist die Choreo für eine digitale Bühne und kann aufgenommen werden, so ist es natürlich schön zu wissen, dass man es auch noch mal drehen kann. Doch wie oft kann man eine ganze Choreo hintereinander tatsächlich durchtanzen? Ich hatte für meine letzte schnelle und Trick-lastige Choreo bei den Online-Wettkämpfen der PSO und dem Dubai Pole Cup meistens ein bis zwei Versuche und danach war meine Puste weg und die Leistung nicht mehr so gut – obwohl ich im Training die ganze Choreo mehrere Male hintereinander durchtanzen konnte. Mit Nervosität und wenn du für die Bühne alles gibst, kann das schon eine ganz neue Herausforderung sein.
Am allerwichtigsten ist jedenfalls: Mach das, woran du Spaß hast. Denn je wohler du dich mit dem fühlst, desto mehr strahlst du das auch aus.
Viel Spaß beim Choreografieren,
Sandra
PS: ich unterstütze dich gerne bei deiner Choreo. Ob choreografieren, Feinschliff, Show- & Wettkampfvorbereitung oder einfach als Support… Melde dich einfach um einen Termin zu vereinbaren 🙂
Wenn du dich intensiver mit dem Thema Choreos erstellen beschäftigen möchtest, dann empfehlen wir dir die Pole Art Magazine Ausgabe #23. Da sind einige spannende Artikel zu diesem Thema drin.
dein aria arte Team 💜
Foto: unidigita @Exotic Pole Dance Contest 2019